Warum Brüderlichkeit?
Mit diesem Begriff tun wir uns schwer, weil wir ihn heute nicht mehr geschlechtsneutral nehmen. Äußerlich genommen ist er die männliche Form von „geschwisterlich“. Assoziieren wir den Begriff nicht geschlechtlich, dann können wir uns seiner anderen, qualitativen Bedeutung öffnen. „Alle Menschen werden Brüder…“ heißt es bei Schillers „Ode an die Freude“. Niemand würde Schiller unterstellen, dass er mit Menschen nur Männer meint. Er meint alle Menschen. Und damit bekommt das Menschsein an sich, ungeschlechtlich, seine Bedeutung. Er spricht den Menschen an, ungeschlechtlich.
Brüderlichkeit drückt aus, sich letztlich verwandt zu fühlen mit dem anderen Menschen, über jede Religionszugehörigkeit und Geschlechtlichkeit hinaus, einfach weil er Mensch ist.
Brüderlichkeit braucht und gebiert Toleranz.
Tugenden, die mit Brüderlichkeit assoziiert sind: Einfühlungsvermögen, Verträglichkeit, Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, kooperativ sein, Wertschätzung, Friedfertigkeit.
Im Neuen Testament, Roemer 12, 4-11, lesen wir von Paulus einen Text an seine Gemeinde. Wir führen ihn nicht an, weil hier der Begriff „brüderlich“ vorkommt, sondern weil hier Brüderlichkeit in eine Beschreibung von sozialen Fähigkeiten eingebettet ist, die das, was mit Brüderlichkeit gemeint ist, gut aufzeigen.